Von Marius Reiser
Es war einmal eine Institution, die nannte man
„Universität“. Da zogen viele junge Leute hin, um das zu genießen, was
man die „akademische Freiheit“ nannte. Sie lasen Bücher, diskutierten
und tranken Kaffee. Sie besuchten die Vorlesungen der Professoren oder
auch nicht, denn es bestand keine Pflicht dazu. Es gab Übungen und
Seminare, bei denen man tunlichst nicht allzu oft fehlen sollte. Man
schrieb Seminararbeiten, ab und zu war eine Prüfung zu bestehen und am
Ende noch eine Abschlussarbeit zu schreiben. Dann erhielt man eine
Urkunde und hatte damit alle Chancen, eine gute Stelle zu erhalten. So
vergingen zweihundert Jahre. Da setzte auf einmal ein Unwetter ein, und
es hagelte Bestimmungen zur Umstrukturierung sämtlicher Studiengänge.
Das Unwetter erhielt den Namen „Bologna“ und machte dem schönen Leben
schnell ein Ende.
Eine größere Anzahl von Bildungsministern beschloss 1999
in Bologna, ein „Europa des Wissens“ und einen „europäischen
Hochschulraum“ zu schaffen, der die Mobilität von Studierenden und
Dozierenden erleichtern sollte. Die Voraussetzung dafür sollte eine
erleichterte gegenseitige Anerkennung von Studienleistungen und
akademischen Graden sein. Wäre es allein darum gegangen, hätten wir in
Deutschland, von kleineren Reformen abgesehen, alles beim Alten lassen
können. Denn Mobilität im europäischen Hochschulraum war kein größeres
Problem, und unsere Abschlüsse und Grade waren weltweit angesehen. Kamen
Studierende von anderen Universitäten, entschied der jeweilige
Fachvertreter, was anerkannt wird und was nicht. Zusätzliche Leistungen
konnten individuell abgesprochen werden.
Die Ordnung einer Lernfabrik
Aber in Deutschland benutzte man „Bologna“ als Vorwand,
um den Universitäten endlich etwas zu geben, was erstaunlicherweise
ebenfalls mit dem Namen Bolognas verbunden ist: „die straffe Ordnung
einer Lernfabrik“. Das kennzeichnete nach Arno Borst die Universität
Bologna im Gegensatz zu der von Paris im Mittelalter. Die neueste
Version dieses Ideals schreibt zunächst ein konsekutives Studienmodell
vor, bestehend aus einem sechssemestrigen Studium mit dem Abschluss
Bachelor und einem viersemestrigen Studium mit dem Abschluss Master.
Theoretisch soll bereits der Bachelor-Abschluss berufsqualifizierend
sein, faktisch ist er es in den meisten Fächern nicht, da deren
Berufsfelder mehr als ein Mini-Studium verlangen. In Deutschland genügt
der dreijährige Bachelor nicht einmal, um Grundschullehrer zu werden.
Die Mehrheit der ausländischen Universitäten, wenigstens in Amerika,
will diesen Bachelor übrigens nicht als Zugangsvoraussetzung für ein
Masterstudium anerkennen und verlangt ein vierjähriges Studium.
Die Langeweile der Begabten
Der Kern des deutschen Modells sind die sogenannten
Module. Module sind Lehreinheiten, die sich aus bestimmten
Lehrveranstaltungen zusammensetzen. Sie müssen in einer festgelegten
Reihenfolge angeboten und von den Studierenden absolviert werden. Für
das erfolgreiche Absolvieren eines Moduls muss eine Mindestzahl von
Leistungspunkten („Kreditpunkten“) erworben werden. Diese
Leistungspunkte wiederum werden angesetzt entsprechend dem kalkulierten
Zeitaufwand, den Studierende zur Erlernung der Lehrinhalte benötigen.
Zeigt es sich, dass die Studierenden das Verlangte in der angesetzten
Zeit nicht bewältigen können, sollen die Dozierenden ihren Lehrstoff
reduzieren. Denn die Studierenden sollen keinesfalls mehr als 1800
Stunden pro Jahr lernen müssen, was etwa einer 32- bis 40-Stunden-Woche
bei sechs Wochen Jahresurlaub entspricht. Mit unterschiedlichen
Begabungen wird offenbar nicht gerechnet. Faktisch bedeutet das, dass
sich der Dozent am schwächsten Studenten zu orientieren hat. Es geht an
der Universität also nicht mehr wie bisher in erster Linie um die
Förderung der Begabteren, sondern um das Durchhieven auch der
Schwächsten. Man fragt sich, wohin unter diesen Umständen die Begabten
sollen. Sind gehobene Eliteschulen geplant? Zunächst jedenfalls wird bei
den Begabten die große Langeweile, wenn nicht der große Ekel ausbrechen.
Ein großes, unflexibles Lehrbuch
Natürlich macht man das alles mit deutscher
Gründlichkeit. Es soll ja ein rigides Reglement sein, in dem es kein
Ausbüxen mehr gibt. Alles ist festgelegt, der Student weiß zu jeder
Stunde, was er zu tun hat, er braucht nur in den Plan zu schauen. Zu
allen Veranstaltungen muss er sich anmelden, jeder Einzelne wird unter
strengsten Bedingungen abgeprüft. Im Bachelor-Studiengang dürfen für
Seminararbeiten nur solche Themen vergeben werden, die in vierzehn Tagen
(im Ausnahmefall vier Wochen) bearbeitet werden können, mit genauer
Kontrolle der Frist. Bestimmte Vorlesungen muss der Dozent im
Jahresrhythmus anbieten. Vorlesungen sind als harter Frontalunterricht
konzipiert und Seminare als Schulstunden. Das Ganze zielt mit innerer
Konsequenz auf ein großes Lehrbuch ab, das nur noch vorgelesen werden
muss. Dieses System ist naturgemäß unflexibel. Da jedes einzelne Fach
einen starren Studienplan entwirft, wird es schwierig, auch nur zwei
Fächer nebeneinander zu studieren. Jedenfalls wird die Zahl der
kombinierbaren Fächer im Vergleich zu früher radikal reduziert sein.
Genaueres ist noch nicht bekannt. Da jede Universität für sich plant,
fällt die konkrete Ausgestaltung der Module überall verschieden aus, so
dass ein Wechsel von einer Universität an die andere erschwert, wenn
nicht ganz unmöglich gemacht wird. Das widerspricht zwar den Zielen der
Bologna-Erklärung, scheint die Planer aber nicht zu beeindrucken. Jede
Universität bietet künftig ihre Tretmühle an, und wer sich für eine
dieser Tretmühlen entschieden hat, muss im Tritt bleiben oder er fliegt
hinaus. Als Tretmühle bezeichnete man im neunzehnten Jahrhundert gern
das Gymnasium. Jetzt macht man die Universität dazu. Kann man eine
Tretmühle und Lernfabrik noch mit Recht als Universität bezeichnen? Mit
Recht wohl kaum. Aber wie oft sind Namen nur Schall und Rauch!
Oft ist vom Nutzen, nie vom Geist die Rede
Maßgeblich bemüht um das neue System war die
Hochschulrektorenkonferenz. Liest man nun einmal den von ihr 2004
herausgegebenen „Bologna-Reader“, macht man, abgesehen von dem
grauenhaften Deutsch dieser Dokumente, eine merkwürdige Beobachtung.
Laut den grundlegenden Dokumenten geht es mit dem neuen System um
„Marketing-Strategien“, „Wettbewerbsfähigkeit“, „Rekrutierungsverfahren“
und „europaweite Rekrutierung von Hochschullehrern“; um das „Management
der Hochschulen“ und die „Schaffung eines wissensbasierten
Wirtschaftsraums“; um „Qualitätssicherung“, „Effizienz“ und die
„passgenaue Konzeption des Studiums“; um „Synergien“ und „das Potential
für Innovation und soziale und wirtschaftliche Entwicklung“. An keiner
einzigen Stelle geht es um den Geist, der nach Bildung verlangt.
Nirgends ist davon die Rede, dass Wissen und Erkenntnis und Klugheit
Werte sind, die man um ihrer selbst willen erstrebt und liebt. Das ist
den Initiatoren des neuen Systems wahrscheinlich noch nie in den Sinn
gekommen. Das ganze Buch durchweht der Geist eines tristen Materialismus
und Utilitarismus. Studium ist Berufsausbildung, gelernt wird für einen
bestimmten Zweck, Wissen muss sich auszahlen, alles andere ist
schöngeistiger Humbug: Das ist die Philosophie, wir könnten auch sagen:
die Dogmatik, die jetzt die Universitäten reguliert. Darum soll der
gesamte Lehrstoff in kleinteilige Lehr- und Prüfungseinheiten zerlegt
und streng kontrolliert verabreicht werden. Denn im Europa des Wissens
glaubt man zwar nicht an den unabhängigen Geist, wohl aber an den
Nürnberger Trichter. Und bald wird die Universität nur noch Friedrich
Schillers „Brotgelehrte“ kennen, „der nur darum die Kräfte seines
Geistes in Bewegung setzt, um dadurch seinen sinnlichen Zustand zu
verbessern und eine kleinliche Ruhmsucht zu befriedigen“. Genaueres kann
man nachlesen in Schillers akademischer Antrittsrede.
Eine Gefahr wird Programm
Diese Entwicklung hat Karl Jaspers schon 1930
beschrieben in dem berühmten Göschen-Bändchen Nr. 1000 „Die geistige
Situation der Zeit“. Da lesen wir, als ginge es bereits um den
Bologna-Prozess: „Das Massendasein an Hochschulen hat die Tendenz,
Wissenschaft als Wissenschaft zu vernichten. Diese soll sich der Menge
anpassen, welche nur ihr praktisches Ziel will, ein Examen und die damit
verknüpfte Berechtigung; Forschung soll nur so weit gefördert werden,
als sie praktisch auswertbare Resultate verspricht. Dann reduziert
Wissenschaft sich auf die verstandesmäßige Objektivität des Lernbaren.
Statt der Hochschule, wie sie in ihrer geistigen Unruhe des ,sapere aude'
(wage es, dich deines Verstandes zu bedienen) lebt, entsteht bloße
Schule. Dem Einzelnen wird die Gefahr seines selbst zu suchenden Weges
abgenommen durch einen zwangsläufigen Studienplan.“ Was Karl Jaspers als
Gefahr beschrieben hat, ist mit dem neuen Studiensystem zum Programm
erhoben.
Unterschiede kennt man nicht
„Der Staat muss seine Universitäten weder als Gymnasien
noch als Specialschulen behandeln.“ Wilhelm von Humboldt, der dieses
Modell vor ziemlich genau zweihundert Jahren vertreten hat, muss ein
einfältiger Tropf gewesen sein, wenn das neue System, das in allem die
gegenteilige Auffassung vertritt, besser sein soll. Schon die Idee, es
müsse ein wesentlicher Unterschied bestehen zwischen Schule und
Hochschule, dürfte den Vertretern des neuen Systems grotesk vorkommen.
Sie machen ja nicht einmal einen Unterschied zwischen Natur- und
Geisteswissenschaften, die alle über denselben Leisten der
Modularisierung geschlagen werden. Den Grundsatz, dass die Methode einer
Wissenschaft von ihrem Gegenstand abhängt, braucht man ihnen gar nicht
erst zu erklären versuchen. Derselben Auffassung wie Humboldt war auch
John Henry Newman, der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts eine
katholische Universität in Dublin gründete und seine Konzeption in einem
Buch zusammenfasste: „The Idea of a University“. Die Universität darf
demnach kein Basar sein, wo alles „showy“ ist und auf äußeren Glanz
zielt. Sie ist auch „keine Fabrik, keine Werkstatt und keine Tretmühle“.
Denn Bildung ist zunächst einmal ein Selbstzweck; sie trägt ihren Lohn
in sich. Die Aufgabe der Universität darf man nicht in bloßer
Wissensvermittlung sehen. Denn diese führt zu einer Oberflächlichkeit,
die ihre eigene Oberflächlichkeit nicht mehr erkennt. Wissenschaft ist
nach Newman mehr als eine Ansammlung von Wissen, und genaugenommen sei
nicht Wissen Macht, wie das Sprichwort behauptet, sondern Wissenschaft.
Feuer ist gut gegen Mäuse
Auch die Theologie hört auf, Wissenschaft zu sein, wenn
sie nur noch als Mittel zum Zweck des Religionsunterrichts und der
Predigt gelehrt wird. Und Newman ist der Überzeugung: „Ohne
Selbstbestimmung und Unabhängigkeit kann kein großes oder lebendiges
Werk gelingen.“ Deshalb sollten an seiner Universität sowohl der
Intellekt wie die Religion größtmögliche Freiheit genießen. Humboldt und
Newman waren sich in den Grundsätzen einig. Jetzt haben sich in
Deutschland Kirche und Welt zusammengetan, um in allem das Gegenteil
dieser Prinzipien zur Herrschaft zu bringen. Ziel der
Universitätsausbildung auch in den geisteswissenschaftlichen Fächern
soll nicht mehr vorrangig die Ausbildung der geistigen und
intellektuellen Fähigkeiten sein, sondern Indoktrination und das
Eintrichtern von Wissen. Das geht natürlich nur bei gleichzeitiger
Abschaffung der akademischen Freiheit. Im Grundgesetz der Bundesrepublik
Deutschland steht zwar etwas von Freiheit der Lehre (von Forschung
wollen wir hier gar nicht reden), aber Juristen werden uns zweifellos
beweisen, dass damit nicht das gemeint sein könne, was wir bisher
hatten, und dass mit dem Restchen Freiheit, das den Professoren gelassen
wird, dem Buchstaben des Gesetzes vollkommen Genüge getan sei. Ein Motiv
bei vielen Befürwortern der strikten Modularisierung des Studiums ist
zweifellos der Missmut über das, was in unserem einleitenden Märchen mit
leichter Ironie „das schöne Leben“ unter den alten Verhältnissen genannt
wurde. Es ist bekannt, dass akademische Freiheit auch missbraucht wurde
als Deckmantel für Schlendrian, Bequemlichkeit und dolce far niente. In
einer menschlichen Herde gibt es immer ein paar schwarze Schafe. Aber:
abusus non tollit usum. Der Missbrauch einer Sache ist kein Einwand
gegen sie selbst. Oder geht es hier nach dem Prinzip jenes Bauern, der
sagte: „Das ist gut gegen Mäuse“ und seine Scheune anzündete?
Machtlos gegen das System?
Die Ungeheuerlichkeit der staatlichen Zumutungen an die
Studierenden und Professoren wird nur noch übertroffen von der
Bereitwilligkeit, mit der sich die Betroffenen alles gefallen lassen.
Ohne diese Bereitwilligkeit der Betroffenen wäre die Umwandlung der
Universität in eine Tretmühle und Lernfabrik gar nicht möglich.
Widerstand? Demonstrationen? Boykott? Der berühmte „Aufschrei“? Nichts
oder fast nichts von alledem. Man versichert mir von verschiedener
Seite, gegen das Hochschulestablishment und die Bildungsbürokratie seien
die Hochschullehrer praktisch machtlos. Leben wir denn in einer
Diktatur? Nun können Hochschullehrer als Beamte nicht streiken. Und ihre
persönliche Unabhängigkeit und Freiheit wird schon seit Jahren immer
mehr beschnitten durch Drittmittelabhängigkeit, leistungsorientierte
Besoldung und fragwürdige Evaluationen. Aber nicht einmal die immer noch
gegebenen Möglichkeiten des Widerstands sind wirklich ausgeschöpft
worden. Auf der hochschulpolitischen Ebene hat nur der Deutsche
Hochschulverband eine entschieden kritische Haltung eingenommen. Ist die
Mehrheit der Professoren feige oder nur müde? Oder sind sie gar alle
oder fast alle für das neue System? Finden sie es etwa besser?
Senkung des Niveaus
Ich persönlich habe noch keinen Kollegen getroffen, der
nicht das alte System für weit besser gehalten hätte als das neue. Das
mag natürlich von Fach zu Fach etwas verschieden sein. Und natürlich
hätte man an dem alten System das eine oder andere reformieren müssen.
Aber das neue für insgesamt besser erklären? Unmöglich. Die meisten
Kollegen sind sich einig, dass hier mit einem bedeutenden Mehraufwand an
Lehre, Prüfungen und Verwaltungstätigkeit eine empfindliche Senkung des
Niveaus erreicht wird und erreicht werden soll, faktisch eine
Nivellierung von Universität und Fachhochschule. Und dennoch machen alle
mit, nur die Juristen und Mediziner halten sich heraus und leisten
zumindest hinhaltenden Widerstand. Der Juristische Fakultätentag scheint
sogar der schärfste Kritiker des neuen Systems zu sein. Im Übrigen aber
sind alle Fächer dabei, mit etwas Murren, sonst aber klaglos
modularisierte Studienpläne zu entwerfen, die auch den bisherigen
Diplomstudiengang ersetzen sollen. Man unterwirft sich sogar der
Kontrolle von „Akkreditierungsagenturen“, die die Rechtsform
gemeinnütziger Vereine haben. Wie konnte es dazu kommen? In Gesprächen
erklären alle Kollegen unisono, man dürfe die neuen Vorschriften nicht
so ernst nehmen, man müsse sie hinbiegen, durchlöchern, unterlaufen,
Etikettenschwindel betreiben und so „das Beste daraus machen“. Bekämpft
man denn ein Monster mit Nadelstichen? Entkommt man dem Moloch mit
passivem Widerstand? Oder hat sich die deutsche Intelligenz einfach dem
Fatalismus ergeben? Fatalismus trifft man in der Tat allenthalben an.
Ältere Kollegen erklären ohne jede Ironie: „Nach mir die Sintflut!“
Berufen heißt nicht rekrutiert
Irgendwie erinnern die Vorgänge an unseren Universitäten
an das, was im 23. Kapitel des Matthäusevangeliums den Pharisäern zum
Vorwurf gemacht wird: Sie sieben Mücken aus und verschlucken Kamele; sie
reden nur, tun aber selbst nicht, was sie sagen; sie schnüren schwere
Lasten zusammen und erlegen sie den Studierenden auf, um dann zu
versichern, dass sie aus Liebe zu ebendiesen Studierenden das schwere
Joch des neuen Systems tragen wollen. Nur diese Haltung macht es
möglich, dass die Universität sang- und klanglos ihrer Selbstauflösung
entgegenarbeitet. In meiner Schulzeit haben Kirche und Welt einstimmig
verkündet, Freiheit sei ein hohes Gut, für das man, wo es gefährdet ist,
kämpfen müsse und Opfer bringen. Da niemand mit mir kämpfen will, bleibt
mir nur das Opfer. Ich bin nicht „rekrutiert“, sondern berufen worden.
Die wichtigste Voraussetzung für meine Berufung aber ist mit dem neuen
System in meinen Augen nicht mehr gegeben. Deshalb habe ich die
Entlassung aus dem Dienst beantragt.
Marius Reiser ist seit 1991
Professor für Neues Testament am Fachbereich Katholische Theologie der
Universität Mainz. Zum Ende des Wintersemesters (2008/2009)
legt er diese Professur aus Widerstand gegen die unter dem Titel
„Bologna-Prozess“ betriebene und ihm als unerträglich erscheinende
Hochschulreform nieder. Hilfreich dabei zu wissen: Reiser ist Jahrgang
1954, steht also keineswegs kurz vor seiner Emeritierung. Hier nimmt
also ein Universitätslehrer die Kosten seiner inneren Überzeugung ganz
auf sich.