Am Sonntag, den 07.01.2018 hatten wir IVA-Vorstandssitzung. Um 17:00 kam
ein Anruf, Ricke beschossen, liegt nicht, Nachsuche. Ich habe – mit
großem Verständnis der Kollegen - unsere Sitzung abgebrochen und bin zur
Nachsuche gefahren bin.
Um 18:00 war ich dann mit meinem Hund Milow im Revier. Der Jagdherr war schon auch da. Es war schon
stockdunkel (dunkle Wolken, kein Mond zu sehen, er kam erst ca.
Mitternacht). Der Schütze, ein über 70-jähriger Jungjäger (ein Jahr
Jagdschein), hatte in seiner Unerfahrenheit fast alles falsch gemacht,
was man falsch machen kann. Er hatte 25 min den Anschuss mit
offensichtlich leerer (Batterie!!) Taschenlampe „zertrampelt“, statt
mich gleich rufen zu lassen. (An meinem Nachsuchengürtel hängen immer
DREI Taschenlampen). In 2017 hatten wir schon mehrere Nach- (alles Tot-)
-suchen für ihn. Ob man da wg. Aufregung drüber hinwegsehen kann, muss
der Jagdherr entscheiden.
Schusszeit war ca. 16:30. Als ich Milow vorbereitete (Schweißhalsung
usw.) und routinemäßig die Schnauze (Staub usw. von der Nase) wusch,
fing er an ihn, vermutlich gut gemeint, "abzuliebeln", was ich ihm dann
untersagen musste. Inzwischen war unsere Jagdaufseherin (eine sehr gute,
erfahrene Jägerin)eingetroffen. Ich habe dann Milow abgelegt und selbst
den Anschuss untersucht. Fast sofort fand ich Knochensplitter
(Röhrenknochen), die auf einen Laufschuss schließen ließen. Absolute
„Scheiße“! Mit Laufschüssen gehen die Tiere oft weit, fast wie
unverletzt, und sterben erst nach Tagen im Wundbett am Fieber. Besonders
im Winter kann das lange dauern. Da ich nach weiteren Splittern auf
einen "hohen" Laufschuss schloss, (ggf. sogar die Schulter), beschlossen
wir dann, doch aus Tierschutzgründen sofort nachzusuchen. (Tiefe
Laufschüsse werden manchmal überlebt, besonders wenn die Wunde beleckt
werden kann, und führen zu dreiläufigen Ricken, die fast wie „normal“
wirken, im Revier. Ich wollte ohne Waffe nur mit dem Hund gehen (wg. der
Dunkelheit), Die Jagdaufseherin als Schützin 3 m hinter mir. Sie sagte:
Im Dunklen KEIN Schuss auf das
flüchtige Tier (kein sicherer Kugelfang) sondern nur wenn es am Boden
liegt.
Mit ihrer Einstellung, ihrer Erfahrung und ihrer als Schützin fühle ich
mich mit Milow somit sicher. Der Jungjäger sollte mit dem Jagdherrn, der
z.Z. gesundheitlich eingeschränkt ist, am Anschuss warten. Anfangs
fanden wir nur wenig Schweiß, (Papiertaschentuchmarkierung durch die
Jagdaufseherin) und ich musste Milow in seinem Drang wg. des Gestrüpps
usw. oft zurücknehmen. (Eigentlich ein schwerer Führerfehler, der den
Hund aus dem Takt bringt, aber es ging nicht anders). Zweimal bin ich
auch gestürzt und habe dabei einmal den Schweißriemen fallengelassen, so
dass Milow der Fährte "frei" folgte. Aber mein "Superhund" (auch dank
seiner Züchterin und Ausbilderin Helga Hansteen) kam von der Fährte auf
Pfiff zu mir zurück und arbeitete dann am Riemen weiter. das Tier war
mehrere "Kreisbögen" gelaufen, immer durchs Gestrüpp, nicht auf den
Wechseln. Der Schweiß wurde mehr und endlich lag das Tier -verendet - in
einem Ilexgestrüpp, wo Milow es fand. Wesentliche Teile der
Fährtenarbeit hatte aber die Jagdaufseherin erledigt, ich war überwiegen
mit dem Folgen des Hundes beschäftigt. Wieder einmal zeigte sich, eine
Schutzbrille und Handschuhe sind bei der Nachtnachsuche unverzichtbar.
Wie man auf dem Bild sehen kann, fehlt der linke Vorderlauf. Es war eine
(ur-) alte gelte Ricke, zum ersten Mal bei Rehwild mussten die Rippen
teilweise gesägt werden. Glück im Unglück, Geschoßsplitter
(glücklicherweise .30-06, keine Rehwildpatrone) waren bis in die Kammer
gedrungen und die Lunge dadurch letztendlich kollabiert, sonst hätten
wir das Stück nie bekommen. Das Herz war intakt, daher der weite Gang.
Die Jagdaufseherin mit Waffe, Lampen und auch dem Schweißriemen, ich mit
dem Reh und Milow frei neben mir, so ging es etliche 100 m zurück. Milow
wich mir nicht von der Seite. Als wir Licht sahen, haben wir den
Jungjäger gerufen und er übernahm den weiteren Transport. Beim
Aufbrechen hat Milow nur einmal am Anus geschnüffelt, nach Ermahnung es
aber sofort sein gelassen. Beeindruck hat mich, dass er NICHT EINMAL
versucht hat an der Wunde (Wildbret Hygiene) zu schnüffeln.
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Das Stück wog aufgebrochen 16 kg. Da ich mit Milow ohne Fressen los
war, sind wir dann nach Hause gefahren, um ca. 23:00 hat er dann einen
Teil des Herzen mit seinem üblichen Futter verspeist. Mein zweiter Hund
Finley (2 Jahre, auch VPS) hat auch etwas abbekommen. Der war übrigens
völlig aus den Häuschen, dass er nicht mit durfte. Aber mit ZWEI Hunden
in der Nacht suchen wäre nur als freie (sichere) Totsuche möglich
gewesen. Ich habe Finley versprochen, die
nächste Nachsuche darf er machen.
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Milow war 2018 noch zu drei weiteren
Nachsuchen im Einsatz. Nur einmal, bei einem Krellschuss eines
meiner Mitjäger, waren wir nicht erfolgreich. |